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Das Buch „Sag mir, wie ist Afrika“ von Marie Sellier ist als Frage-Antwort-Gespräch zwischen dem kleinen Chaka und seinem Großvater „Papa Dembo“ über Afrika und die Erlebnisse des Großvaters aufgebaut. Der Junge möchte von seinem Großvater ganz viel über Afrika wissen, über die dort übliche Lebensweise, über seine Vorfahren und das Dorfleben, die Regenzeit und mehr.

Das Buch kann Neugierde und Offenheit gegenüber Afrika hervorrufen. Darin liegt gleichzeitig das Problem, denn „Afrika“ ist natürlich – wie jeder Kontinent – enorm vielfältig. Der Buchtitel suggeriert aber, dass die Beschreibungen im Buch authentisch sind für ganz Afrika. Die Beschreibungen im Buch sind sehr traditionalistisch und zeigen nicht die gegenwärtige Vielfältigkeit auf dem Kontinent.

Indem die Autorin Chaka und Papa Dembo als „Afrikaner“ darstellt, haben die Beschreibungen den Charakter von Selbstbeschreibungen. Über Afrika wird dementsprechend auch positiv und wertschätzend erzählt. Allerdings bedient sich die Autorin eurozentrischer und exotisierender Stereotype über Afrika. Zum Beispiel leben die Vorfahren des kleinen Chaka in „Dörfern aus Lehm und aus Stroh“ und die Kinder „liefen fast nackt umher“. Es werden auch einige vermeintlich typische Rituale wie „der Tanz der Geister mit Maske“ oder ein Opferritual thematisiert. Die Darstellung über afrikanische Frauen ist sehr stereotyp und bedient gängige geschlechterspezifische Rollenvorstellungen, diese sind häufig barbusig abgebildet, haben viele Kinder (in einem Fall ist die Rede von 14) und sind für die Zubereitung des Essens zuständig, während die Männer auf Jagd sind.

Das vermeintlich traditionalistische und rückständige Afrika wird als wild, mystisch und frei romantisiert und reproduziert damit europäische Fantasien, aber keine realistische Perspektive auf Afrika.

 

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