Freuen sich über die Förderung des TTZ Nördlingen (v.l.): Prof. Dr. Wolfgang Zeller, Dekan Fakultät für Elektrotechnik, MdB Ulrich Lange, Vize-Landrätin Claudia Marb, MdL Wolfgang Fackler, Peter Schiele, Amtsleiter Hauptverwaltung Stadt Nördlingen, Prof. Dr. Florian Kerber, Wissenschaftlicher Leiter TTZ Nördlingen und Oberbürgermeister David Wittner.
31.07.2020

Die Hochschule Augsburg erhält vom Bayerischen Wissenschaftsministerium Fördermittel in Höhe von ca. 2,14 Millionen Euro für den Aufbau eines Technologietransferzentrums (TTZ) in Nördlingen mit dem Schwerpunkt „Integrated Safety Technologies“.

 

„Der Freistaat Bayern hat nun diese neue Anschubfinanzierung genehmigt. Damit haben wir Planungssicherheit bis Ende 2023. Das ist ein toller Erfolg der gemeinsamen politischen Bestrebungen und Mühen“, freute sich MdL Wolfgang Fackler im Rahmen eines Pressetermins, zu dem der CSU-Stimmkreisabgeordnete heute eingeladen hatte. Das neue Zentrum ergänzt und erweitert das Angebot des Nördlinger Technologietransferzentrums „Automation und Produktion“ um Strategien zur Integration sicherheitstechnischer Funktionen in automatisierten Fertigungsprozessen von kleinen und mittleren Unternehmen des produzierenden Gewerbes der Region. „Damit wir auch ein wichtiges Standbein des Technologiecentrums Westbayern gestärkt, das sich mittlerweile als überregional bekannte Marke auch für Nördlingen einen sehr guten Ruf erworben hat“, so MdL Fackler.

Ein besonderer Fokus wird dabei auf der intuitiven Bedienung flexibler Automatierungssysteme liegen. Von Seiten der Hochschule Augsburg sind vor allem die Fakultäten für Elektrotechnik sowie Machschienenbau und Verfahrenstechnik engagiert.

Auch MdB Ulrich Lange aus Nördlingen beurteilt die Entwicklung positiv: „Das TTZ bietet den lokalen mittelständischen Betrieben die Chance, technologische Innovationen schnell in die tägliche Produktionspraxis zu übertragen. Dies trägt zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit unserer Unternehmen bei und sichert letztlich auch Arbeitsplätze vor Ort.“

Bereits seit 2012 ist die Hochschule Augsburg mit einem TTZ am Technologie Centrum Westbayern in Nördlingen vertreten, das sich zum zentralen Ansprechpartner der Wirtschaft in der Region Donau-Ries entwickelt hat.

Unter der Leitung von Prof. Dr. Florian Kerber forschen dort zurzeit sechs Mitarbeiter:innen mit produktionstechnischem Schwerpunkt zu flexibler Automation und kooperativer Robotik. In enger Kooperation mit mittelständischen Unternehmen arbeiten sie an innovativen Umsetzungsstrategien für eine Automatisierung industrieller Fertigungsprozesse für die Industrie 4.0.

Prof. Dr. Helmut Wieser, Vizepräsident für Forschung und Entwicklung an der Hochschule Augsburg, freut sich über die Bewilligung der Mittel: „Mit dem neuen TTZ in Nördlingen erhalten wir die Möglichkeit, die Forschung mit den kleinen und mittleren Unternehmen um weitere innovative Themenfelder auszubauen und passend zu ergänzen.“ Durch die Erweiterung werden nach Plänen der Hochschule ein weiterer Professor und vier wissenschaftliche Mitarbeiter dazu kommen.

Die Digitalisierung stellt Unternehmen dieser Größenordnung vor besondere Herausforderungen, kann ihnen aber auch, sofern sie die Impulse zur Innovation aufnehmen und umsetzen, optimale Wettbewerbschancen eröffnen. Das TTZ „Integrated Safety Technologies“ will dafür die Verfügbarkeit der Automatisierungssysteme verbessern und das Engineering erleichtern. Diese Systeme sollen sich flexibel und problemlos in bestehende Fertigungssysteme einpassen lassen und ohne besondere Spezialkenntnisse handhabbar sein. Mit der inhaltlichen Fokussierung auf sicherheitsintegrierte Applikationsentwicklung wird das bisherige Themenspektrum der Hochschule am Standort Nördlingen daher um die Aspekte der Sicherheit und der intuitiven Benutzerführung erweitert.

Insbesondere in der Montagetechnik der regionalen Wirtschaft ist der Automatisierungsgrad noch recht gering. So kommen oft Mensch und Maschine in einem Arbeitsraum zum Einsatz, was spezielle Absicherungen zum Schutz der Arbeitenden erfordert. Für die Planung dieser Anlagen sind Handlungsempfehlungen, Auslegungsleitlinien sowie ein Methodenbaukasten zur Absicherung und Dokumentation von Applikationen entscheidend. Softwaretools, die die Produktionsanlagen virtuell nachbilden, ermöglichen es, vorab potenzielle Sicherheitsprobleme zu identifizieren. Ziel des neuen Zentrums ist es daher, mit Entwicklungswerkzeugen die gesamte Spanne von der Planung bis zur sicherheitstechnischen Dokumentation kundenspezifisch anzupassen.

Ein zweiter Schwerpunkt zielt auf die Mensch-Maschine-Schnittstelle. Sie ist das Bindeglied zwischen funktionaler Anwendungsentwicklung und sicherheitstechnischer Anlagenauslegung. Ein typisches Beispiel dafür ist etwa der Einsatz von Robotern an gering automatisierten Arbeitsplätzen, die ohne trennende Schutzeinrichtungen in den Produktionsprozess integriert sind. Angewandte Forschung zur Weiterentwicklung von Usability und Anwenderschnittstellen soll hier die Sicherheit erhöhen sowie die Verbreitung und Nutzung flexibler Produktionssysteme durch regionale Unternehmen sicherstellen.

Für die Umsetzung dieser Schwerpunkte bietet das Technologietransferzentrum spezielle Angebote in Lehre und Weiterbildung an, steht Firmen der Region in Forschungsprojekten als Partner und Berater zur Seite und vermittelt durch Initiativen zur Existenzförderung Impulse für die Entwicklung und Integration zukunftsweisender Technologien.

Vize-Landrätin Claudia Marb sprach beim Pressetermin von einem weiteren Glückstreffer für den Landkreis Donau-Ries, dass er nun über zwei TTZs verfüge, die sich beide synergetisch ergänzen. „Damit leisten die Einrichtungen einen wichtigen Beitrag für die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen vor Ort und steigern die Innovationskraft, in der wir Nachholbedarf haben", so Marb.

Nördlingens Oberbürgermeister David Wittner bezeichnete das TTZ als "Hightech im Krater". Wittner dankte den beteiligten Politkern für die Unterstützung. „Die Erweiterung ist auch ein Zeichen des Vertrauens in uns und unsere Strukturen. Nördlingen ist gerne ein Partner der Hochschule", so Wittner.