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OBSBOT Tiny – Kamera mit Verfolgungsfunktion

Die Webcam, die einen auf Schritt und Tritt im Bild behält

 
16.11.2022
  • Kompakte Webcam mit automatischer Tracking-Funktion
  • Ideal für „wandernde“ Dozierende, hybriden Unterricht mit Bewegungsfreiheit
  • Aktivieren von Tracking- und Zoomfunktion über Gestensteuerung
  • Verbindung per USB-C/A-Kabel (keine Software notwendig)
  • Erhältlich ab 228€ (Stand 09/2022)
 

Jede Lehrperson, die sich schon einmal selbst in einem hybridem Unterrichtsszenario filmen wollte oder eine neue Webcam für das heimische Zoom-Setup eingerichtet hat, kennt den bangen Blick, dem einem das digitale Spiegelbild bei der ersten Sicht-Kontrolle entgegenwirft: stimmt der Bildausschnitt? Sind Kopf und Gesicht mittig positioniert? Ist Raum für Bewegung da? Wie und wo bewegt man sich, ohne aus Versehen im Niemandsland jenseits des Bildrahmens zu landen? Das ideale Framing will gekonnt sein und hat – speziell ohne ein zweites Paar helfender Augen und Arme – viele potenzielle Fallstricke.

Der Kamera-Typus der unbegrenzten Bewegungsmöglichkeiten

Für Personen, die sich gerne bewegen, etwas zeigen wollen oder generell flexiblere Bildeinstellungsmöglichkeiten benötigen, bieten sich eine ganze Reihe von Kompromisslösungen an: Weitwinkel-Kameras, eine zweite Kamera mit größerem Bildausschnitt, eine dezidierte Kameraperson oder PTZ-Kameras. Letzteres bezeichnet eine Kamera-Spezies, die sich durch Fernsteuerung in ihrer Position (Pan, Tilt, Zoom, d.h. schwenk-, neig- und vergrößerbar) beliebig verstellen lässt. Allerdings sind diese Kameras dabei meistens auf eine externe Fernbedienung angewiesen oder bieten automatisches Personen-Tracking nur bei höherpreisigen Modellen an. Die OBSBOT Tiny 4k will diese beiden Probleme eliminieren. Sowohl KI-gesteuerte Gesichts- und Personenverfolgung, Gestensteuerung und 4k-Auflösung werden in einem äußerst portablen Paket für gerade einmal 228€ (Stand 09/2022) versprochen. Ein echter Hingucker oder technische Fata Morgana?

Kleine Kiste, minimaler Aufbau

Gegenüber den größeren Dimensionen systemverwandter PTZ-Kameras, etwa der bulligen, 4kg schweren Logitech Rally Plus (ebenfalls mit Tracking-Funktion), ist die OBSBOT Tiny ein echtes Leichtgewicht. Nur um die 200 Gramm wiegt die kleine Wunderkiste. Im eigenen Etui samt Kabeln und Magnetbefestigung geliefert, fällt einem bereits beim ersten Auspacken einer der größten Vorteile des Systems auf: die Portabilität. 

DIe Obsbot Tiny ausgepackt

Mit oder ohne Zubehör ergattert sich die Kamera in jeder noch so kleinen Transporttasche ein Plätzchen. Die integrierten Anschlüsse sind ebenso universell wie flexibel. Per USB-C oder USB-A an einen Computer angeschlossen, erwacht die Kamera sofort zum Leben. Vorinstallierte Software ist nicht notwendig, aber vorhanden (u.a. zur manuellen Einstellung). Ein im gummierten Fuß versteckter ¼“ Schraubanschluss, mit dem sich die Kamera aufrecht oder kopfüber an Stativen, Gelenkarmen à la Manfrotto Magic Arm oder auch Klemmen befestigen lässt, sorgt für zahlreiche Aufbaumöglichkeiten. Egal, ob für die einfache Aufnahme eines Dozierenden, des Publikums, des Tafelbilds oder für Überkopf- oder Detailaufnahmen – dem findigen Hybridunterrichtenden sind keine Grenzen gesetzt.

Tiny Brother is watching you: KI-gestütztes Tracking 

Das andere Highlight der Kamera, die KI-gestützte Erkennung und automatische Verfolgung von Personen, funktioniert über Gesten-Steuerung. Erhebt man eine flache, offene Hand in Richtung Kamera (analog zu einem High-Five) schaltet man die Verfolgung ein. Bildet man mit Zeigefinger und Daumen ein „L“, vergrößert man das Bild (hier leider nur mit digitalem Zoom). Sobald man die Geste wiederholt, verkleinert sich das Bild wieder. Die Gesten-Steuerung erfasst die Handzeichen meistens zuverlässig, gibt aber wenig visuelles Feedback. Das einsame Lämpchen auf der Vorderseite der Kamera blinkt wahlweise grün oder blau, lässt aber keine direkten Rückschlüsse zu, ob der händisch vermittelte Befehl korrekt erkannt und umgesetzt wurde.

Die Obsbot Tiny im Verfolge-Modus

Ein kleiner Kontroll-Bildschirm für das eigene Bild ist hier trotz aller Automatismen empfehlenswert. Hat einen das kleine Kameraauge aber einmal erfasst, bleibt die automatische Nachverfolgung erstaunlich solide und reaktionsfähig. Trotz zahlreicher Gymnastikübungen und mehr oder minder akrobatischer Fluchtversuche gen Bildrahmen verlor die Kamera während unseres Tests nur in Ausnahmesituationen ihren Fokus. Auch dynamischere Subjekte werden hier gut erfasst.

Bild und Ton: nicht schön, aber brauchbar

Hinsichtlich Bild- und Tonqualität ist die OBSBOT Tiny 4k mit den meisten Webcams ihrer Klasse vergleichbar. Hier gilt es zu beachten: die Jagd nach der besten Webcam-Qualität ist wie die Suche nach den geschmackvollsten Adiletten oder schönsten Plattenbauten: für gequälte Ästheten ein vergebliches Unterfangen, für eher funktional orientierte Meschen ein einfacher Prozess der Abwägung. Das 4k-Bild der OBSBOT Tiny ist etwas schärfer als einige HD-Mitbewerber, allerdings kein wirklicher Ersatz für die Bildqualität dezidierter Videokameras. Wer keine Bilder à la Hollywood erwartet, wird dennoch zufriedengestellt. Ein Großteil der möglichen Hybrid-Szenarien lässt sich damit meistern. 

Das Orignialbild der Obsbot Tiny
Die Bildqualität der Obsbot Tiny: nicht herausragend, aber brauchbar

Die Tonqualität des eingebauten Mikrofons ist vergleichsweise enttäuschend und verliert ab einem Abstand von einem Meter deutlich an Qualität. Als stationärer Webcam-Ersatz ist es damit noch brauchbar, für die meisten Präsentations- und Lehrszenarien empfiehlt sich hier jedoch der Gebrauch von Ansteckmikrofonen, wie etwa dem Rode Wireless Go II. 

Fazit 

Die OBSBOT Tiny-Kamera ist hinsichtlich ihrer Fähigkeiten und kompakten Größe definitiv zu empfehlen. Technische Augenwischerei wird hier nicht betrieben, denn das zentrale Alleinstellungsmerkmal – die Verfolgungsfunktion – funktioniert erstaunlich zuverlässig und behält einen konstant im Bild. Die Gestensteuerung mag zuweilen die eine oder andere Wiederholung benötigen, erkennt aber die gewünschten Befehle meistens dennoch schnell. In Kombination mit einem Mikrofon-Set wie etwa dem Rode Wireless Go II oder einer Catchbox, die einen auch auf der Ton-Ebene von stationären Limitationen befreien, erhält man ein kleines und höchst flexibel einsetzbares Stück Technik. Für hybriden Unterricht, das Abfilmen einer Vorlesung und Dozierende, die während ihres Vortrags gerne „wandern“, bietet die OBSBOT Tiny 4k eine äußerst attraktive und niedrigschwellige Lösung.

Johannes Christopher   

Unterichtssituation mit der Obsbot Tiny