Exkursion durch die französisch-spanische Grenzregion

 
Historische Altstadt Bordeaux, Zeichnung: Stefan Schröder
Historische Altstadt Bordeaux, Zeichnung: Stefan Schröder
 
 

Exkursionsbericht:

Mit dem Reisebus durchquerten 27 Studierende aus den verschiedenen Studiengängen der Fakultät Architektur und Bauwesen die wunderschöne Landschaft der Pyrenäen. Von Toulouse über Larrés nach Bilbao, Biarritz, Bayonne und Bordeaux lernten die Studierenden das vielfältige und kulturelle Angebot der Pyrenäen kennen. Begleitet wurde das Programm von informativen Besichtigungen und einem Freihandzeichenkurs mit Übungen an historischer und zeitgenössischer Kunst und Architektur.

Firmenbesichtigung Sapa Building Systems

Als Einstieg in das vielfältige Angebot der Exkursion stand eine Firmenbesichtigung der ‚Sapa Building Systems‘ in Toulouse auf dem Programm. Durch Mr. Olivier Vincent, demDirector Operations and Industrial France, erhielten wir einen umfassenden Einblick in die Produktion von Aluminiumprofilen durch das Strangpressverfahren und dem Marketing und Verkaufskonzept des Standortes Toulouse.

 
Zeichenworkshops
Zeichenworkshops
Fotos: Florian Appel, Georg Sahner
Fotos: Florian Appel, Georg Sahner
 
Halle du Conservatoire in Toulouse (Patrick Arotcharen architect), Foto: Marco Balzano
Halle du Conservatoire in Toulouse (Patrick Arotcharen architect), Foto: Marco Balzano
Halle du Conservatoire in Toulouse (Patrick Arotcharen architect), Zeichnung: Stefan Schröder
Halle du Conservatoire in Toulouse (Patrick Arotcharen architect), Zeichnung: Stefan Schröder

Am Nachmittag besichtigten wir einige architektonisch wertvolle Gebäude in der Umgebung, unter anderem die Halle du Conservatoire (Patrick Arotcharen architect) und das ‚Haus mit Hut‘ der BAST-Architekten (Bureau d’Architectures Sans Titre).

‚Haus mit Hut‘ von BAST (Bureau d’Architectures Sans Titre) in Toulouse (Zeichnung: Stefan Schröder)
‚Haus mit Hut‘ von BAST (Bureau d’Architectures Sans Titre) in Toulouse, Zeichnung: Stefan Schröder

Naturtag in den Pyrenäen

Nach einer Burgbesichtigung in Larrés mit kurzem Zeichenworkshop startete der Wanderausflug in Richtung des atemberaubenden Bergpanoramas. Entlang eines reißenden Flusses folgten wir dem steinernen Weg nach Isín, einem malerischen Dorf 200 Höhenmeter oberhalb von Larrés. Vor dem Abstieg hatten wir die Gelegenheit, die Natur und die Landschaft in vollen Zügen zu genießen und in Kleingruppen das Dorf Isín zu entdecken.

Begleitet wurde das entspannte Abendprogramm von Gitarrenmusik, spanischen Köstlichkeiten und regionalem Rotwein.

Teambuilding im idyllischen Dorf Larrés, Foto: Florian Appel
Teambuilding im idyllischen Dorf Larrés, Foto: Florian Appel
Das wunderschöne Bergpanorama der Pyrenäen, Foto: Marco Balzano
Das wunderschöne Bergpanorama der Pyrenäen, Foto: Marco Balzano
Landschaftspanorama in Farbe, Zeichnung: Michelle Weck
Landschaftspanorama in Farbe, Zeichnung: Michelle Weck

Bilbao-Effekt: Gebäude mit außergewöhnlicher Strahlkraft

Die Frage, ob ein einziges Gebäude die Struktur einer gesamten Stadt verändern kann, wurde uns in Bilbao beantwortet. Bilbao, die größte Stadt des Baskenlands, gilt vor allem bei Spaniern als Hotspot und erste Adresse für Genießer und Kunstfans. Noch in den 80er Jahren war das Stadtbild geprägt von verwaisten Eisenhütten, Schiffswerften und ehemaligen, zerfallenen Fabrikhallen.

Dies änderte sich mit dem Bau des Guggenheim-Museums, welches vom kanadisch-US-amerikanischen Architekten und Designer Frank O. Gehry geplant wurde. Nach einer Bauzeit von 4 Jahren erfolgte am 18. Oktober 1997 die feierliche Eröffnung des Museums. Das Museum dient seitdem als weltweites Beispiel, wie Kunst zu wirtschaftlichem Aufschwung führen kann.

Das berühmte Guggenheim-Museum von Frank O. Gehry, Foto: Florian Appel
Das berühmte Guggenheim-Museum von Frank O. Gehry, Foto: Florian Appel

Eine architektonische Erinnerung an das historische und industrielle Bild der Region ist das OKE (Ortuella Culture House) der Architekten aq4 arquitectura, welches in einem ehemaligen Erzminengebiet 20 km westlich von Bilbao errichtet wurde.

Das Gebäude platziert sich entlang einer wichtigen Ausfallstraße Bilbao’s und wird umrahmt von mehrgeschossigen Gebäuden der Arbeiterklasse. Die Cortenstahl-fassade erinnert dabei an die ehemaligen Minen, während sich die Kubatur des Gebäudes in die Topographie der Umgebung einfügt und mit ihr verschmilzt.

Um das Gebäude in Erschließungs- und Gemeinschaftsbereiche zu unterteilen, wurde eine vertikale, lineare Zonierung des Grundrisses vorgenommen. So reihen sich schmale Erschließungsachsen an geräumigen Gemeinschaftszonen und lassen so eine multisensorische Erlebbarkeit des Gebäudes zu.

Zeichenstunde im bunten Dorf Ortuella, Foto: Florian Appel
Zeichenstunde im bunten Dorf Ortuella, Foto: Florian Appel
Zeichenstunde im bunten Dorf Ortuella, Foto: Florian Appel
Zeichenstunde im bunten Dorf Ortuella, Foto: Florian Appel

Faszination Natur

Die französische Stadt Biarritz (Département Pyrénées-Atlantiques) liegt direkt an der Atlantikküste und verwöhnt seine Besucher mit einer frischen Brise Atlantikwind und naturnahen Küsten.

Von der Kraft und Dynamik des Atlantiks inspiriert entstand das Museum Cité de l’Océan. Gemeinsam mit der Künstlerin Solange Fabião erschuf Steven Holl eine Wellenlandschaft, welche die Museumsräume ‚unter der Meeresoberfläche‘ aus Betonrampen versinken lässt. Schon beim Betreten des Gebäudes soll der Besucher das Gefühl haben, in die Thematik ‚einzutauchen‘. Unterstützt wird das Konzept durch verschiedene Medieninstallationen, welche auf aktuelle Umweltprobleme und Projekte rund um das Meer verweisen. Junge Besucher können sich zudem mit Hilfe eines Surfanimators auf den Wellen beweisen oder mit einem 4-D Kino die Tiefsee erkunden.

Die köstlichen und regionalen Spezialitäten konnten wir in einem weiteren architektonischen Highlight der Stadt Biarritz genießen, den Markthallen ‚Mercado Les Halles‘.

10 Kilometer entfernt besuchten wir die 2011 erbaute Siedlung ‚Collective Eco-Housing La Canopée‘ (Bayonne) von Patrick Arotcharen Architecte. Um das Grundstück im Erdgeschoss als Gemeinschafts- und Freifläche nutzen zu können, sind die Hauseinheiten aufgeständert und befinden sich in ca. 4 Meter Höhe. Die Wohneinheiten aus Holz-Beton-Verbundbauweise sind auf der Erschließungsebene (01. OG) durch Holzstege miteinander verbunden. Leider wurde das ökologische und soziale Konzept nicht auf allen Ebenen umgesetzt. So wäre eine Nutzung der entstanden Freiflächen im Erdgeschoss als Grünfläche hochwertiger gewesen als die bisherige Nutzung als Park- und Erschließungsfläche in Asphalt.

Cité de l’Océan Museum in Biarritz, Foto: Marco Balzano
Cité de l’Océan Museum in Biarritz, Foto: Marco Balzano
Zeichnerische Analyse der Siedlung ‚Collective Eco-Housing La Canopée‘, Foto: Jonas Heckmeier
Zeichnerische Analyse der Siedlung ‚Collective Eco-Housing La Canopée‘, Foto: Jonas Heckmeier

Bordeaux

Im Kontrast zur historischen Altstadt steht das moderne ‚Darwin éco-quartier‘ de Bordeaux. Aus einer ehemaligen Kaserne, welche über einen längeren Zeitraum leer stand und verfiel, entstand ein neues, alternatives Stadtviertel mit einer eigenen Philosophie. Neben umwelttechnischen, ökologischen und kulturellen Aspekten steht ebenfalls der soziale Aspekt im Mittelpunkt.

So befindet sich gegenüber dem Skatepark ein Second Hand Laden der Emmaus Bewegung. Mit dem Konzept ‚Hilfe zur Selbsthilfe‘ reparieren und entwerfen Bedürftige unter anderem Möbel, Schmuck und Klamotten, welche im Anschluss verkauft werden.

Emmaus ist eine internationale Bewegung zur Bekämpfung der Obdachlosigkeit und Armut, welche 1949 von Abbé Pierre in Frankreich ins Leben gerufen wurde. Um die Unabhängigkeit zu wahren, finanziert sich die Bewegung ausschließlich aus Spenden und den Verkauf von Produkten.

Das historische Zentrum von Bordeaux lädt zum flanieren und erleben ein, Foto: Jonas Heckmeier
Das historische Zentrum von Bordeaux lädt zum flanieren und erleben ein, Foto: Jonas Heckmeier
Im Museum ‚La Cite du Vin‘ in Bordeaux, Foto: Florian Appel
Im Museum ‚ La Cite du Vin‘ in Bordeaux, Foto: Florian Appel